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Bedrohung

Die Hälfte der Pinguinarten wird von der Weltnaturschutzunion (engl. International Union for Conservation of Nature, IUCN) auf der Roten Liste als "gefährdet" oder sogar "stark gefährdet" eingestuft. Leider sind es oft wir Menschen, die den Pinguinen das Leben schwer machen.

Königspinguin (links) und Eselspinguin (rechts) im Tierpark Hagenbeck.

Übersicht der Gefährdungsstufen

Stand Mai 2023

Stark gefährdet (Endangered)

  • Brillenpinguin
  • Galapagospinguin
  • Gelbaugenpinguin
  • Kronenpinguin
  • Nördlicher Felsenpinguin

Gefährdet (Vulnerable)

  • Goldschopfpinguin
  • Humboldtpinguin
  • Snares-Dickschnabelpinguin
  • Südlicher Felsenpinguin

Potentiell gefährdet (Near threatened)

  • Dickschnabelpinguin
  • Kaiserpinguin

Nicht gefährdet (Least concern)

  • Adeliepinguin
  • Eselspinguin
  • Haubenpinguin
  • Königspinguin
  • Magellanpinguin
  • Zügelpinguin
  • Zwergpinguin



Mögliche Bedrohungen für Pinguine

Fischfang

Durch die wachsende Fischereiindustrie sind in manchen Regionen Sardellen, Sardinen und andere Beutetiere der Pinguine stark zurückgegangen. Die modernsten Fangtechniken sind viel effizienter und fangen eine viel größere Menge an Fisch, sodass den Pinguinen, aber auch vielen anderen Meerestieren wie Robben und Pelikanen, nichts mehr übrig bleibt. Diese Überfischung ist der Grund dafür, dass schon sehr viele Meerestiere verhungern mussten.

Oft verfangen sich Pinguine auch als Beifang in den Fischernetzen, was dazu führt, dass sie leichter von Feinden gefressen werden, sich verletzen oder ertrinken.

Umweltverschmutzung

Besonders folgenschwer ist die Unachtsamkeit des Menschen bei der Entsorgung von Abfall. Hier wird einfach Plastikmüll in das Wasser geworfen, dort wird Abwasser in einen Fluss geleitet, der ins Meer mündet. Durch diese Verschmutzung können Pinguine und andere Meereslebewesen vergiftet oder mit Keimen infiziert werden.

Eine weitere große Gefahr sind Tankerunfälle, bei denen Öl in das Meer ausläuft. Pinguine und andere Meereslebewesen werden verklebt oder durch das giftige Öl getötet. Zwar können einige der verölten Pinguine nach den Unfällen geborgen und in Auffangstationen gereinigt werden, aber die Überlebenschancen und der weitere Bruterfolg werden dadurch trotzdem verringert.

Menschliche Besiedlung von Brutgebieten

Des Weiteren ist die zunehmende Überschneidung des Lebensraumes von Pinguin und Mensch problematisch. Die Haustiere des Menschen wie Katzen und Hunde sowie eingeschleppte Tiere wie Ratten und Füchse werden zu neuen Feinden der Pinguine, denn sie plündern oder zerstören die Nester der Pinguine.

Durch den Bau von neuen Häusern oder industriellen Anlagen wird der natürliche Brutplatz der Pinguine immer kleiner. Zwar nisten einige Pinguinarten dann in den Gärten der Anwohner, sie wurden dort aber oft vertrieben, weil sie einen ohrenbetäubenden Lärm veranstalten und viel Dreck machen. Heutzutage stehen Pinguine in solchen Gebieten unter Schutz, die Vertreibung ist untersagt.

Historische Bedrohungen

Früher aßen die Menschen gerne die Eier oder Pinguine selbst. Außerdem wurden Pinguine aufgrund ihres hohen Fettgehalts verbrannt, um mit dieser alternativen Brennstoffquelle kleinere Schiffe anzutreiben. Pinguine waren jedoch nicht so ergiebig wie Robben oder Wale. Aber als Köder für Krebse waren sie weiterhin beliebt.

Der übermäßige Guanoabbau ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm besonders den Humboldtpinguinen in Peru ihre Grundlage zum Brüten. Guano ist getrockneter Vogelkot, der besonders reich an Nährstoffen für Pflanzen ist und somit als Düngemittel sehr gefragt war. Pinguine graben ihre Nester jedoch in das weiche Material, um ihren Nachwuchs vor der hohen Sonneneinstrahlung und Feinden zu schützen. Durch den Abbau ist der Bestand der Humboldtpinguine massiv gesunken, da der Bruterfolg verringert wurde: Menschen zerstörten die Nester, Haustiere fraßen Eier und Küken der Pinguine und die Pinguine mussten sich andere Brutplätze suchen.

Wetterphänomene

Globale Erwärmung und klimatische Veränderungen

An den Küsten der Antarktis wird es immer wärmer. Dadurch brechen dort immer mehr Eismassen ab. Diese Eisberge können ebenfalls zur Gefahr werden: Im Fall des Eisbergs namens A-68A, der an der antarktischen Halbinsel abbrach und später Kurs auf Südgeorgien nahm, waren die dort lebenden Pinguine und anderen Tiere in Gefahr. Wenn der Eisberg dort stecken geblieben wäre, hätte er den Tieren den Weg zu ihren Jagdgründen abgeschnitten. Zum Glück ist der Eisberg an Südgeorgien vorbeigedriftet und schmilzt nun im Meer.

Der Meeresspiegel steigt auf der ganzen Welt durch das Abschmelzen der Pole. Viele zu tief liegende Küsten können also überschwemmt werden. Die Pinguine, die hier ihre Nester zur Fortpflanzung gebaut haben, sind dann gezwungen, weiter ins Landesinnere zu ziehen. Dort grenzen sie aber häufig an den Lebensraum des Menschen, was wie oben schon beschrieben ebenfalls sehr gefährlich werden kann. So werden die Pinguine, die ihre Küsten verloren haben, bald keinen Brutplatz mehr in deren Nähe finden.

Das Schmelzen des Eises hat auch zur Folge, dass die Hauptnahrungsquelle der Antarktis verschwindet: Krill ist ein Sammelbegriff für verschiedene Garnelenarten, die in großen Schwärmen vorkommen und Pinguine sowie andere Meereslebewesen ernähren. Der Krill wiederum ernährt sich von Algen, die an der Unterseite des Eises wachsen. Mit dem Eis verschwindet also auch der Krill und schließlich andere antarktische Meeresbewohner.

Der Dokumentarfilm "Die Wanderung der Pinguine" zeigt weitere Auswirkungen der Erderwärmung auf die Lebensweise der Pinguine. An den Küsten der Antarktis müssen sie sich an die wärmere Luft gewöhnen und die Küken der Adeliepinguine müssen in Schlamm aufwachsen, wo der Boden einst noch gefroren war. So sind die Adelies gezwungen, immer weiter in Richtung Süden wandern, um weiterhin auf Eis zu brüten.

El Niño

Das Wetterphänomen El Niño betrifft vor allem die Pinguinarten an den Westküsten Südamerikas und auf den Galapagosinseln sind. El-Niño-Ereignisse treten ungefähr alle drei bis sieben Jahre auf.

Während dieser Zeit erwärmt sich das Wasser. Da Gase sich schlechter im wärmeren Wasser lösen als in kälterem, enthält das Wasser in den El-Niño-Phasen weniger Kohlenstoffdioxid und auch weniger Nährstoffe. Algen können so schlechter Fotosynthese betreiben und sich aufgrund des nährstoffarmen Wassers schlechter vermehren. Die Folge ist, dass die Anzahl der Algen abnimmt.

Konsumenten wie zum Beispiel Fische, die auf die Algen als Ernährung angewiesen sind, finden immer weniger zu fressen, deshalb geht auch ihre Anzahl zurück. Die nächsten Glieder in der Nahrungskette, darunter auch die Pinguine, finden ebenfalls keine Nahrung mehr. Es bleiben ihnen zwei Möglichkeiten: weite Strecken oder der Hungertod. Ihre Beute ist nämlich teilweise abgewandert und lebt jetzt dort, wo die Lebensbedingungen besser sind, meist auch in größeren Tiefen. Dies bedeutet wiederum einen erhöhten Energieverbrauch der Pinguine, um den Weg zur Beute zu bewältigen. Deshalb kommt es vor, dass viele Pinguine verhungern, da die gefangene Menge an Fisch nicht den Energiebedarf deckt.

Darüber hinaus fluten heftige Regenfälle während des El Niños die Nester der Pinguine, sodass sie ihre Brut verlieren oder gar nicht erst zu brüten beginnen.


Quellen:
Was ist Was Band 107 "Pinguine" von Boris Culik
Pinguine – Alles über die sympathischen Vögel aus dem Eis von Boris Culik
Penguins – Natural History and Conservation, edited by P. G. Borboroglu and P. D. Boersma, 2013
Penguin Pedia von David Salomon
El Nino: www.elnino.info




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