Jagdverhalten und Jagdstrategien

Pinguine jagen meist alleine oder in kleineren Gruppen – ganz im Gegensatz bei der Jungenaufzucht, denn hier brüten sie in großen Kolonien (außer Gelbaugenpinguine). Forschende haben interessante Jagdstrategien bei Pinguinen beobachtet, die vermutlich eine Konkurrenz mit anderen Arten oder Artgenossen bei der Nahrungssuche vermeiden sollen oder sich durch jeweilige körperliche Eigenschaften ergeben haben.

Jagdreviere

Bei nahegelegenen Kolonien von Zwergpinguinen wurde beobachtet, dass sie nicht im gleichen Gebiet fischen, sondern sich dabei aus dem Weg gehen und unterschiedliche Jagdgründe nutzen.

Auch während der Brutzeit werden unterschiedliche Jagdreviere angeschwommen: Studien ergaben, dass zum Beispiel Goldschopf-, Hauben- oder Eselspinguine kürzere Strecken zurücklegten, nachdem die Küken geschlüpft sind, als in der Brutphase. Das ist insofern schlüssig, da die Elterntiere möglichst schnell Futter zu ihrem Nachwuchs bringen wollen.

Bei den drei Langschwanzpinguin-Arten, die im gleichen Gebiet beobachtet wurden, fanden Forschende ebenfalls Unterschiede im Jagdverhalten: Eselspinguine jagen in höheren Tiefen als Adelie- und Zügelpinguine. Eselspinguine seien größer als die beiden anderen Arten und könnten deshalb tiefer tauchen. Insgesamt könne dieses Verhalten auch der Konkurrenzvermeidung dienen, sodass alle Arten eine ausreichende Menge an Nahrung bekommen.

Unterschiedliche Ernährung

Darüber hinaus wurde die Ernährung der Langschwanzpinguine untersucht. Zügel- und Adeliepinguine hatten einen höheren Anteil Krill im Magen, während bei Eselspinguinen eher Fisch überwog. Das passt zur vorherigen Beobachtung, denn Krill kam zu gegebener Zeit näher an der Wasseroberfläche vor, während in höheren Tiefen sich eher Fische aufhalten, die von Eselspinguinen mit ihren größeren Schnäbeln besser verspeist werden können.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Bei einigen Arten wurden deutliche Unterschiede in der Nahrungszusammensetzung festgestellt:

Fisch Krebstiere Tintenfisch
Kaiserpinguin Männchen 53% 43% 2%
Kaiserpinguin Weibchen 72% 12% 16%
Eselspinguin Männchen 54% 38% keine Angabe
Eselspinguin Weibchen 4% 89% keine Angabe

Daten aus:
Wienecke & Robertson (1997). Foraging space of emperor penguins Aptenodytes forsteri in Antarctic shelf waters in winter. Marine Ecology Progress Series, 159, 249-263.
Xavier et al. (2017). Sexual and individual foraging segregation in Gentoo penguins Pygoscelis papua from the Southern Ocean during an abnormal winter. Plos one, 12(3), e0174850.


Kaiserpinguin-Weibchen tauchen eher in Tiefen bis zu 200 Metern, wo junge Antarktische Silberfische und Tintenfische vorkamen. In Tiefen ab 200 Metern jagen die Männchen am liebsten, in der sie im Winter viel Krill fangen konnten.
Das entsprechende Verhalten wurde auch bei Eselspinguinen beobachtet, nur dass sie andere Fisch- und Krebstierarten fressen als Kaiserpinguine (die genannten Studien wurden an unterschiedlichen Orten durchgeführt: Eselspinguine in Südgeorgien, Kaiserpinguine an der antarktischen Küste).

Bei Adeliepinguinen wurden nicht nur Unterschiede in der Nahrungszusammensetzung, sondern auch bei den Entfernungen zu den Jagdgründen beobachtet: Während der Kükenaufzucht unternahmen Männchen kürzere Trips als die Weibchen und fraßen eher Fisch. Bei den Weibchen, die überwiegend Krill fraßen, waren die Jagdausflüge deutlich weiter und nahmen mehr Zeit in Anspruch. Diese Ergebnisse könnten sich durch Verhaltensunterschiede in der Brutphase an Land erklären lassen: Die Männchen blieben länger beim Nest und hätten generell ein stärkeres territoriales Verhalten. Sie seien aggressiver und verteidigten ihre Brut und Küken erfolgreicher gegenüber Feinden wie Raubmöwen. Vielleicht dienen die kürzeren Trips der Männchen also dazu, dass sie schnell wieder beim Nest sein können.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden längst nicht bei allen Pinguinarten festgestellt: Humboldt- und Gelbaugenpinguine zeigten keine Unterschiede in den Tauchtiefen, wobei Humboldtpinguin-Männchen höhere maximale Tiefen erzielt haben als die Weibchen.

Da die bisherigen Erkenntnisse zu den revier-, geschlechts- oder artspezifischen Jagdstrategien sehr spannend waren, werden in der Zukunft weitere Forschungen dazu folgen. Besonders im Hinblick auf den Klimawandel können solche Beobachtungen helfen, um eventuelle Veränderungen im Jagdverhalten festzustellen.


Quellen:

  • Barlow & Croxall (2002). Seasonal and interannual variation in foraging range and habitat of macaroni penguins Eudyptes chrysolophus at South Georgia. Marine Ecology Progress Series, 232, 291-304.
  • Chiaradia et al. (2012). Diet segregation between two colonies of little penguins Eudyptula minor in southeast Australia. Austral Ecology, 37(5), 610-619.
  • Dehnhard et al. (2011). Stable isotopes in southern rockhopper penguins: foraging areas and sexual differences in the non-breeding period. Polar Biology, 34(11), 1763-1773.
  • Clarke et al. (1998). Sex differences in Adélie penguin foraging strategies. Polar biology, 20(4), 248-258..
  • Hull et al. (1997). Foraging zones of royal penguins during the breeding season, and their association with oceanographic features. Marine Ecology Progress Series, 153, 217-228.
  • Seddon & Van Heezik (1990). Diving depths of the yellow-eyed penguin Megadyptes antipodes. Emu, 90(1), 53-57.
  • Taylor et al. (2002). Foraging by Humboldt penguins (Spheniscus humboldti) during the chick-rearing period: general patterns, sex differences, and recommendations to reduce incidental catches in fishing nets. Canadian Journal of Zoology, 80(4), 700-707.
  • Volkman et al. (1980). Diets of pygoscelid penguins at king George island, Antarctica. The Condor, 82(4), 373-378.
  • Wienecke & Robertson (1997). Foraging space of emperor penguins Aptenodytes forsteri in Antarctic shelf waters in winter. Marine Ecology Progress Series, 159, 249-263.
  • Xavier et al. (2017). Sexual and individual foraging segregation in Gentoo penguins Pygoscelis papua from the Southern Ocean during an abnormal winter. Plos one, 12(3), e0174850.



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